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1. Treffen Expertengruppe Pflege (Ergebnisse)

  

Analyse aktueller Probleme

 

Personalmangel: Es seien eine Vielzahl Gründe dafür ausschlaggebend, dass der aktuelle Arbeitsmarkt über nicht genügend Bewerber verfügt, um die hohe Nachfrage nach Pflegekräften zu decken. Berufe in der Pflege böten zu wenig Sozialprestige, die Arbeitszeiten seien im Hinblick auf die Arbeit an Feiertagen zudem wenig attraktiv. Ein weiteres Problem sei, dass die in der Pflege Tätigen ihren Beruf im Schnitt nur 19 Jahre ausüben. Dadurch herrsche ein konstanter Mangel an erfahrenen Mitarbeitern. Der demographische Wandel, die zunehmende Akademisierung und die „Flucht in die Freiberuflichkeit“ haben ebenfalls einen nicht unerheblichen Einfluss auf die aktuellen Situation. Die von der Bundesregierung versprochenen 8000 Stellen seien zu wenige. Es würden eher 80.000 zusätzliche Stellen benötigt. Allerdings stelle sich hier die Frage, woher die zusätzlichen Mitarbeiter kommen sollen, da schon heute ein Mangel bestehe.    

 

Herausforderungen bei Rekrutierung ausländischer Mitarbeiter: Dieser Problempunkt gliedert sich in zwei Unterpunkte: Die Rekrutierung von Mitarbeitern aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland sowie die Beschäftigung von Flüchtlingen. Man habe mit Mitarbeitern aus diversen südeuropäischen Ländern gemischte Erfahrungen gemacht. Zu unterschiedlich seien Kultur und Arbeitsweise. Allerdings seien insbesondere Mitarbeiter aus dem asiatischen Raum für die Arbeit in der Pflege geeignet, da diese eine hohe Arbeitsmoral und viel Empathie an den Tag legten. Allerdings sei die Einschaltung von Arbeitsvermittlern teuer und zeitaufwendig. Die Beschäftigung von Flüchtlingen sei Herausforderung und Chance zugleich. Zum einen gebe es teilweise unüberbrückbare kulturellen Differenzen, zum anderen existiere eine hohe Zahl arbeitswilliger Geflüchteter, die die angespannte Personalsituation lindern könnten. Zudem wirke die Ausübung einer Arbeit integrativ. Die Anerkennung ausländlicher Abschlüsse sei sowohl bei Flüchtlingen als auch bei regulären Arbeitsmigranten ein weiteres Hindernis. 
 

Starrer Quotenregelungen: Die verbindliche Quotenregelung sieht vor, dass ein Verhältnis von 50 Prozent Fachkräften zu Helfern bestehen muss. Die 50 Prozent-Quote sei allerdings ein willkürlich festgelegter Wert, der sich nicht durch Evidenz begründen ließe. Die zwingende Einhaltung verschärfe die o.g. Probleme zusätzlich ohne dass für die Patienten ein messbarer Qualitätsgewinn stattfände. Des Weiteren fehle es an Differenzierung: Ein Pflegehelfer mit fünf Jahren Berufserfahrung wird genauso bewertet wie ein Pflegehelfer mit 20 Jahren.    


Entwicklung von Lösungsvorschlägen


Bezüglich des Personalmangels: Fortbildungsmöglichkeiten sollen angeboten werden, um Fluktuation zu verhindern. Ein Lösungsansatz sei es daher, die Attraktivität des Berufs durch Weiterbildungsangebote zu erhöhen. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, die Bewertungskriterien zu verändern. Es sei etwa nicht nachvollziehbar, dass Faktoren wie Berufserfahrung keinerlei Auswirkungen haben. Ein weiteres Konzept ist das von der Robert Bosch Stiftung entwickelte „Mit Eliten pflegen“. Es zeigt auf, welche Voraussetzungen Spitzenpflege zukünftig an das Personal stellen wird und regt an, Akademiker vermehrt im Pflegebereich (mit entsprechender Berücksichtigung bei der Fachkraftquote) einzusetzen. Da im Gegensatz zur freien Wirtschaft die Löhne nicht beliebig erhöht werden können und der maßgebliche Pflegesatz von Verhandlungsergebnissen Dritter abhängt, wurde die Schaffung eines Extratopfes angeregt. Dieser solle Zuschüsse gewähren und dadurch helfen, die Attraktivität von Pflegeberufen durch höhere Löhne zu verbessern.
 
Bezüglich der Herausforderungen bei Rekrutierung ausländischer Mitarbeiter: Es werden bereits Konzepte umgesetzt, deren Inhalt das Anbieten von Sprachkursen für Flüchtlinge beinhaltet. Dadurch erhalten die Teilnehmer die nötigen Sprachkenntnisse und werden gleichzeitig auf potentielle Beschäftigungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht. Dieses Konzept scheint vor dem Hintergrund der hohen Zahl arbeitswilliger Geflüchteter erfolgsversprechend: Nötig sei allerdings Rechtssicherheit. Neben dem Abbau bürokratischer Hürden sei es vor allem wichtig, dass die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse vereinfacht werde.      

 

Bezüglich der starren Quotenregelungen: Die vor Jahrzehnten willkürlich festgelegte Fachkraftquote könnte durch ein modernes und besseres System ersetzt werden. Eine Möglichkeit bestünde darin, Fachkräfte, Helfer und ungelernte Kräfte nach einem Punktesystem zu bewerten. Statt einer starren 50-Prozent-Quote, müsse ein bestimmter Punktewert erreicht werden. Das würde neben der Grundqualität auch sicherstellen, dass zu jedem Zeitpunkt eine Fachkraft als Ansprechpartner vorhanden wäre. In diesem Zusammenhang würde man eine Art „Gruppenquote“ auf Grundlage eines Punkte- oder Prozentsystems einführen, welches eine Differenzierung ermögliche.     

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